Von Somar Wijayadasa*
NEW YORK (IDN) – Darin waren sich die meisten Kommentatoren zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember einig: Der jahrelange Kampf gegen HIV/Aids hat Erfolge gezeigt. Doch von Jubel kann keine Rede sein. Wie die Organisation UNAids erklärte, haben die Neuerkrankungen in den vergangenen Jahren weiter zugenommen. Allein im Jahr 2014 gab es zwei Millionen neue HIV-Infektionen – das sind 6.000 pro Tag.
Der UN-Organisation zufolge waren im Jahr 2014 insgesamt 36,9 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Im Jahr 2001 waren es noch 29,8 Millionen gewesen. Der scheinbar hohe Anstieg lässt sich unter anderem – das ist die gute Nachricht – darauf zurückführen, dass neue HIV-Medikamente die Lebenserwartung von HIV-Patienten wesentlich gesteigert haben.
Als großes Problem sieht UNAids es an, dass nach Hochrechnungen rund 19 Millionen derjenigen, die mit dem Virus infiziert sind, keine Kenntnis davon haben. So kann die Krankheit natürlich auch nicht eingedämmt werden und es ist kein Wunder, dass die Zahl der Neuerkrankungen zunimmt.
HIV/Aids bis 2030 vollständig bekämpfen
Das sechste UN-Millenniums-Entwicklungsziel (MDG), bis 2015 die Ausbreitung von HIV/AIDS zum Stillstand zu bringen und sogar eine Trendumkehr zu bewirken, konnte somit nicht umgesetzt werden. Im Rahmen der UN-Nachhaltigkeitsziele, die ab 2015 die MDG ablösen, soll der Virus nun bis zum Jahr 2030 vollständig bekämpft werden.
Um das zu erreichen, hat UNAids die Weltgemeinschaft dazu aufgerufen, bereits bis zum Jahr 2020 die Aufklärungskampagnen auszuweiten, sodass innerhalb der nächsten fünf Jahre zumindest 90 Prozent der Infizierten von ihrer Krankheit überhaupt wissen. Bis dahin sollen außerdem 90 Prozent der Menschen, die mit dem HI-Virus infiziert sind, antiretrovirale Medikamente erhalten.
UNAids selbst ist ein Zusammenschluss von elf UN-Organisationen. Dazu gehören das Flüchtlingshochkommissariat UNHCR, das Flüchtlingshilfswerk UNICEF, das World Food Program, das Weltentwicklungsprogramm, der UN-Bevölkerungsfonds UNFPA, UN Frauen, die Internationale Arbeitsorganisation ILO, die UN-Weltkulturerbeorganisation UNESCO, die Weltgesundheitsorganisation und die Weltbank.
Deren vereinte Arbeit hat dazu geführt, dass immerhin 25 Staaten ihre HIV-Neuinfektionen halbieren konnten. Für die einzelnen Regionen hat UNAids folgende Daten gesammelt:
Subsahara-Afrika ist weiterhin die am schlimmsten betroffene Region der Welt. Die UN-Organisation geht davon aus, dass hier 25,8 Millionen HIV-Infizierte leben und damit mehr als zwei Drittel aller am Virus Erkrankten weltweit. Schätzungen von UNAids zufolge sind von 1981 bis 2014 mehr als 26 Millionen Afrikaner an Aids gestorben und mehr als 40 Millionen Kinder wurden wegen des Virus zu Weisen.
Die zweitgrößte Infektionsrate verzeichnet UNAids in der Asien-Pazifik-Region. Hier sind 4,8 Millionen Menschen betroffen.
In West- und Zentraleuropa liegt die HIV-Infektionsrate bei lediglich 0,1 Prozent. Im Jahr 2012 gab es in der Region Schätzungen zufolge 27.315 neue Fälle. Im Jahr 2013 lebten hier 860.000 Menschen mit dem Virus. Wie in den anderen Regionen auch sind die meisten Betroffenen Männer, die mit Männern Geschlechtsverkehr haben, sowie Heterosexuelle und Menschen, die sich Drogen spritzen.
In Osteuropa und Zentralasien leben drei Prozent der weltweiten HIV-Infizierten und damit 1,1 Millionen Menschen. Vor allem in Russland, der Ukraine, Lettland und Usbekistan steigt die Zahl der Neuinfektionen an. In Russland ist die Rate am höchsten: Acht von zehn Neuinfizierten leben dort.
In Lateinamerika leben 1,7 Millionen Menschen mit dem Virus – 0,4 Prozent der Bevölkerung des Kontinents. Im Jahr 2014 steckten sich 94.000 Menschen neu an und 47.000 Menschen starben an der Krankheit. 75 Prozent derjenigen Lateinamerikaner, die mit dem HI-Virus infiziert sind, leben in vier Ländern: Brasilien, Kolumbien, Mexiko und Venezuela. Hier sind vor allem Transgender-Frauen betroffen, außerdem Schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben und Sexarbeiterinnen.
HIV/Aids wurde erstmals in den USA im Jahr 1981 entdeckt. Hier leben aktuell 1,2 Millionen Menschen mit dem Virus. Die Zahl der Neuinfektionen ist seitdem drastisch gesunken, liegt aber noch immer bei 50.000 pro Jahr.
Diskriminierung sorgt für Neuinfektionen
Auch hier sind mit dem Virus starke Stigmata und Diskriminierung verbunden. Das behindert die Prävention, außerdem Aids-Tests und die Behandlung von Betroffenen. Dadurch können Neuinfektionen schwieriger eingedämmt werden.
Weltweit machen junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren rund 30 Prozent der Neuinfektionen aus. (Ende/IPS/jk/11.12.2015)
*Somar Wijayadasa war von 1985 bis 1995 Berichterstatter der UNESCO vor der UN-Generalversammlung und von 1995 bis 2000 Repräsentant von UNAids bei den Vereinten Nationen
Bild:
http://www.indepthnews.info/iamges/un_hiv-aids.jpg
Das UN-Gebäude in New York mit einer Leuchtinstallation, die die rote Aidsschleife zeigt bei seiner Sondersitzung zum Thema HIV/Aids vom 25. bis 27. Juni 2001 – Bild: UN Photo
Link: